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WILD Work

Design meets Medizin – der Intensivbeatmer Elisa 800 VIT

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Design meets Medizin – der Intensivbeatmer Elisa 800 VIT

Warum kooperiert ein alt eingesessener Hersteller lebenserhaltender medizinischer Systeme mit einer Kreativschmiede? Den ersten Teil der Antwort gab es letzte Woche in Form eines der begehrten IF Design Awards 2015 für das Intensiv-Beatmungsgerät elisa 800 VIT in der Münchener BMW Welt:

Anlässlich der „Nacht der Designer“ konnte unser Medical Design Team wieder einmal einen stolzen Erfolg feiern. Doch unser innovativer Partner und Kunde Salvia Medical hatte deutlich fundamentalere Gründe uns zu fordern, als die Verleihung der begehrten internationalen Design-Trophäe.

„Es gibt gute Gründe sich mit einem kreativen und ergebnisorientierten Partner aus der Welt des Industriedesigns auszutauschen. Gerade bei lebenserhaltenden Systemen wie unserem Intensivbeatmungsgerät elisa 800 VIT muss Design, Qualität und Funktionalität eine eng verzahnte Symbiose eingehen“, erläutert der Salvia-CEO Christian Hartmann am Rande der Preisverleihung. Um im harten Klinikalltag bestehen zu können, kommen nahezu allen Designelementen medizinische, funktionale oder hygienische Anforderungen zu. Aufgrund der Preisverleihung und der Rückmeldungen unserer Kunden können wir sagen „Mission erfüllt“.

Dieser saloppen Feststellung lagen 30 Monate intensiven Austausches an der Kundenschnittstelle sowie innovative Design-Entwicklung für die neue elisa 800 VIT zugrunde.

Welchen Mehrwert verschafft Design einem Premium-Medizinprodukt?

Was als einfacher Re-Design Prozess startete, mündete in einen komplett neuen Ansatz, welcher die Themen Usability, Qualität, Premium-Appeal und Design zu einer deutlich gesteigerten Wettbewerbsfähigkeit führen konnte. Das WILD Team wurde zunächst gebeten, ein einfaches Redesign der bestehenden Geräteplattform Elisa zu erstellen. Das taten wir gern und erwägten eine leichte Modernisierung verbunden mit Anpassung der Größe, Form und des Aussehens. Je tiefer wir aber in die Aufgabenstellung und die Diskussionen mit Ingenieuren, Konstrukteuren, Qualitätsmanagern und Medizinern eindrangen, desto mehr wurde uns klar, dass die heutigen und zukünftigen Anforderungen an ein Medizinprodukt ein komplettes Umdenken erfordern.

Gerade in Stresssituationen entscheiden Aspekte der selbsterklärenden Bedienbarkeit, ein schlüssiger Softwareaufbau und eine klare Verortung der Komponenten über Behandlungserfolg und Fehlerhäufigkeit. Design ist also nicht eine Frage des Aussehens, sondern eine globale und multifunktionale Antwort an einen modernen Arbeitsplatz in der Intensivmedizin. Nicht zuletzt durch den schnellen medizinischen Fortschritt und den häufigen Personalmangel in den Krankenhäusern müssen im Zuge der Designentwicklung vielfältige Fragen gestellt und intelligente Antworten gefunden werden.

Mein Smartphone kann es doch auch …

Und wie sich in der User-Research zeigte, entsprachen die in der Medizintechnik bislang überwiegend mit mechanischen Buttons und Reglern ausgestatteten Frontplatten ganz und gar nicht mehr den Erwartungen der Nutzer – und dies nicht nur aus Gründen der Hygiene. Die Nutzer konnten sich einfach nicht vorstellen, dass ein State-of-the Art Medizinprodukt nicht genau so smart zu bedienen sein sollte, wie sie es von ihrem Smartphone her kennen.

Mit dieser Erkenntnis wurde aus dem Re-Design eine komplett nutzerzentrierte Neukonzeption. Mit dem hoch gesteckten Ziel vor Augen, den Spagat zwischen einer möglichst einfachen, intuitiven Bedienung und umfassenden Wachstumspfaden zur Realisierung zukünftiger Funktionserweiterungen zu schaffen, starteten das Salvia Engineering Team mit seinen über 55 Jahren Firmen-Knowhow in der klinischen Beatmung und unser Designteam ein zweites Mal.

Smarte Bedienung hilft nicht nur Fehler zu vermeiden.

Unsere Designansätze gingen weit über das Gerät und die technische Exzellenz hinaus. Denn die Intensiv-Beatmungsgeräte sind im klinischen Alltag eingebunden in eine Vielzahl von Arbeitsprozessen und müssen deshalb im Krankenhaus flexibel integriert werden können, von einem Raum zum anderen bewegt werden, und sollten nicht übermäßig viel Platz einnehmen.

Beim inzwischen 4 Jahrzehnte alten ELISA Konsolen-Gehäuse wurde zu diesem Zweck einfach ein fahrbarer Untersatz hinzugefügt, der allerdings keine integrierten Funktionen zuließ. So setzten wir neu an und kamen in der Usability-Analyse darauf, dass die Gestaltung des Fahrwagens auch entscheidend dazu beiträgt, näher mit dem Gerät an den Patienten heranzukommen – ein entscheidender Vorteil.

Zukunftsorientierte Plattform vs. bewährte Bauform …

Drei Baugrößen der ELISA waren bisher im Einsatz bewährt, alle hatten eine unterschiedliche Bauform und benötigten entsprechend abgestimmte Peripherie. Mit dem neuen Fahrwagen-Konzept konnten wir die verschiedenen Bauformen auf einer einheitlichen Design-Plattform austauschbar integrieren. Das spart Kosten und vor allem Platz im Krankenhaus, denn die verschiedenen Geräte können einfach ausgetauscht werden.

Diese Neuerungen begeisterten die Fachwelt von Beginn an, seit das Gerätekonzept erstmalig auf der Weltmesse Medica 2013 in Düsseldorf vorgestellt wurde.

WILDDESIGN Inhaber Markus Wild sagt dazu: das Team war schon extrem geschmeichelt, den begehrten IF Design Award für die elisa 800 VIT zu erhalten. Es ist nicht leicht, eine solche Auszeichnung zu gewinnen, wenn man bedenkt, dass wir gegen 5000 andere Design-Teams aus 53 Ländern weltweit angetreten sind. Wichtiger noch, als diesen Design-Award zu gewinnen, ist es für uns aber, dass wir es gemeinsam mit den Entwicklern unseres Kunden Salvia Medical und unserem Partner Swisstom geschafft haben, die hohen Erwartungen der Nutzer zu erfüllen und einen neuen Standard in der Branche zu setzen.

Nutzerfreundlichkeit kann manchmal so einfach sein.

Eine der wichtigsten Verbesserungen an der neuen elisa war es, das Gewimmel von Schläuchen und Kabeln zu reduzieren und den „Arbeitsplatz“ neu zu ordnen. In der Praxis erlaubt erst die Neuordnung der zuführenden Kabel und Schläuche zum Patienten die entsprechende Krankenbeobachtung und ermöglicht im Notfall ohne Zeitverlust den richtigen Zugang zielsicher zu finden.

Auch die Neuorganisation der notwendigen Alarme und der zur Verfügung gestellten Informationen, von denen einige bisher unnötig Hektik verbreiteten, konnte ebenfalls erfolgreich umgesetzt werden. Die relevanten Alarme, Informationen und Messwerte, welche fortlaufend Aussagen über den Zustand des Patienten erlauben, können nun über den 18,5-Zoll großen Bildschirm jederzeit klar erkannt und eindeutig zugeordnet werden. Der Bildschirm ist jedoch nicht nur ein ausgeklügeltes Anzeigegerät, sondern stellt gleichzeitig die Schaltzentrale für alle lebenswichtigen Einstellungen dar. Alles wird transparenter und unmittelbar steuerbar.

Der weltweit erste Intensivrespirator mit voll integriertem EIT System liefert ein Abbild der Lunge in Echtzeit und zeigt sofort einleuchtend, in welchem Zustand sich der Patient befindet und wo Interventionen durch die Anwender notwendig werden. Wir nennen diese Innovation „Ventilator Integrated Tomography“ = VIT. Salvia-Partner Swisstom hat hierzu die Technologie entwickelt und wurde genau dafür auch mit einem eigenen IF Design Award für die Gestaltung des User Interface ausgezeichnet. Also quasi: 2 (IF-Awards) auf einen Streich – Chapeau!

Kontinuierliche Verbesserung anstatt Top-Down-Approach

Der gesamte Designprozess dauerte 30 Monate vom Kick-off bis zur serienreifen Konstruktion und Produktion. Was dieses Projekt so gut gemacht hat, war aber nicht (nur) die Genialität der Entwickler, sondern die regelmäßige Einbeziehung verschiedener Fachexperten und Anwender, die letztlich viele Verbesserungsanstöße gaben. Die neue elisa 800 VIT ist weniger ein weiteres technisches Gerät geworden, sondern steht für die nächste Stufe der Intensivbeatmung. Für Projektleiter Oliver Koszel verkörpert die elisa 800 VIT ein fein ausbalanciertes Verhältnis zwischen Ästhetik, Ergonomie und technischer Expertise. Aufgrund ihrer geordneten Gestalt ist sie nicht nur intuitiv zu bedienen und ist somit viel zugänglicher für das Bedienpersonal, sondern erscheint klar und professionell.

Initialzündung zum neuen Branding

Unserem Kunden Salvia Medical gefielen die ersten Design-Entwürfe für den neuen Look der elisa 800 VIT so gut, dass er spontan die Tragweite des guten Designs erkannte. Parallel zur Produktentwicklung wurde das WILDDESIGN Team mit der Neugestaltung des gesamten Salvia Markenauftritts betraut. Ein neues Logo, ein frisches Farbschema, ein neuer Slogan „Breathing like Nature“ – aus dem zurückhaltenden OEM Fertiger wurde eine moderne Marke, die sich selbstbewusst in der Branche behauptet. Und das alles Nebenbei, so dass nicht nur eine neue ELISA präsentiert werden konnte, sondern eine neue Salvia Medical.

Wir denken, das ist ein tolles Beispiel für eine konsequente Designstrategie, die eindeutig nicht per Top-Down Generalplan, sondern durch kontinuierliches Verbessern und Arbeiten an der Basis entstanden ist. Vielen Dank und Glückwunsch an unseren Kunden Salvia Medical und die Treiber dieser Entwicklung.

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Autor
Markus Wild
Markus schreibt über Design- und Innovationsmanagement, Kreativitätsmethoden, Medical Design und Intercultural Branding.

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