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Perspective

Medizintechnik Made in Germany: Ist der Gipfel erreicht?

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Medizintechnik Made in Germany: Ist der Gipfel erreicht?

Deutsche Medizintechnikunternehmen gelten weltweit als Innovationsführer. Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) sieht in seiner aktuellen Broschüre „Thesen und Handlungsfelder“ die Branche unverändert auf Wachstumskurs. Der Branchenreport zum Gesundheitswesen prognostiziert den Unternehmen in Deutschland für die Zukunft ein jährliches Umsatzwachstum – 2020 soll es rund 90 Mrd. erreicht haben. In 2015 hat die Gesundheitswirtschaft laut BMWI zum fünften Mal in Folge ein höheres Wachstum als die Gesamtwirtschaft verzeichnen können. Beste Aussichten also für die Branche?

Ja, aber kein Grund die Füße hochzulegen. Zwar führen der demografische Wandel und mehr Gesundheitsbewusstsein zu einem weiterhin steigenden Bedarf. Doch die Nummer 1 zu sein ist nicht nur Auszeichnung, sondern gleichzeitig Ansporn: Wie lässt sich der Spitzenplatz auch zukünftig halten? Wodurch könnten die guten Aussichten getrübt werden? Insbesondere in der zunehmenden Regulierung, der steigenden Komplexität und dem zunehmenden Kostendruck macht der VDI die Risiken aus. Der Verband appelliert daher auf weitere Verschärfungen der Rahmenbedingungen bei Neuzulassungen zu verzichten. Nur so können weiterhin kurze Entwicklungszeiten und eine schnelle Markteinführung innovativer Medizinprodukte beibehalten werden.

Innovation – Motor der Branche

In der Innovation sieht der VDI hingegen den Motor der Medizintechnik. Sie gilt auch zukünftig als Chance für weiteres Wachstum. Als Designer merken wir aber zunehmend, dass neben der technischen Innovation auch die Bedürfnisse des Anwenders zum Innovationsfeld werden – einem Bereich mit viel Nachholbedarf.

Technische vs. Anwendungs-orientierte Innovation

Da die Entwicklung in der Branche derart rasant voranschreitet, müssen wir aus meiner Sicht zukünftig zwischen technischer und anwenderorientierter Innovation unterscheiden. Bislang verstand man unter dem Begriff ausschließlich die technische Innovation und damit die Fortschritte in der Biologie, Physik, Biotechnik etc. Auch die vom VDI definierten Innovationfelder – bildgebende diagnostische Verfahren, interventionelle Techniken, In-vitro-Technologien, medizinische Informationssysteme und Telemedizin, Modellbildung und Simulation, Prothesen und Implantate sowie Therapiesysteme – sind ausschließlich technischen Ursprungs. Doch deren Bedeutung wird zukünftig zu Gunsten der Nutzerbedürfnisse kleiner werden.

Anwendungs-Innovationen im Bereich User Experience, Usability und Design werden dagegen an Gewicht zulegen und den wahren Innovationswert eines Produktes ausmachen. Innovationen werden also der Motor der Branche bleiben, jedoch liegt der große Trend im Bereich Anwenderfreundlichkeit, während der technische Vorsprung sich kaum noch ausbauen lässt.

Besonderes Wachstum sieht der VDI in den 6 Trend-Bereichen:

  1. Miniaturisierung
  2. Computerisierung und Vernetzung
  3. Molekularisierung
  4. Biologisierung
  5. Personalisierung
  6. Automatisierung

Als Entwickler in der Medizintechnik beschäftigen uns diese Trends in der täglichen Projektarbeit ebenfalls. Wir bemerken aber auch noch andere Strömungen. Besonders deutlich ist zurzeit beispielsweise das neue Gesundheitsverständnis und die damit verbundene Verschmelzung von klassischer Medizintechnik und Consumer-Produkten zu spüren. Der Mensch möchte immer mehr Kontrolle über seine Gesundheit und Fitness erlangen und benötigt dafür entsprechende medizinische Geräte. Körperanalyse-Produkte, Wearables & Co. ziehen in das häusliche Umfeld ein und stellen gleichzeitig extrem hohe Anforderungen an uns Designer.

Die Produkte müssen sich optisch in das wohnliche Umfeld integrieren können aber die Bedienung muss absolut einfach und sicher sein. Ein weiteres wichtiges Gestaltungskriterium: Dem Anwender muss die Anwendung vertraut sein; er möchte die Medizinprodukte so benutzen können wie er es von seinen anderen technischen Geräten, insbesondere dem Smartphone gewohnt ist.

Dass das Produkt allen Sicherheitsaspekten genügen muss und keinerlei Risiken in sich trägt, wird vom User vorausgesetzt. Aber um wirklich erfolgreich sein zu können, muss das Produkt vom Anwender angenommen werden. Und genau da setzen wir Designer an: durch Erforschung von Trends, eine optimimale Usability und Beratung bei der Gesamtkonzeption.

Als besondere Herausforderung nennt der VDI die Wechselwirkung technischer Geräte mit dem menschlichen Körper (MMI Mensch-Maschine-Interfaces) – oberstes Ziel ist es hier, Fehlbedienung und andere unerwünschte Reaktionen zu vermeiden. Besonders kompliziert gestaltet sich das bei Implantaten. Was der Designer hier leisten kann, stellen wir in unserem Projekt Intakt vor.

Gemeinsam zum Erfolg: interdisziplinäre Teams für ein passgenaues Produkt

Von der ersten Idee bis zur Massenproduktion sind an der Entwicklung medizintechnischer Geräte neben uns Designern viele weitere Experten beteiligt. Ingenieure, Ökonomen, Informatiker oder Marketing-Fachleute – jeder bringt seinen eigenen Blickwinkel und seine individuellen Anforderungen an das Produkt mit. Die Kunst ist es aus diesen unterschiedlichen Teams die Essenz herauszufiltern. Neben der Gestaltung des Produkts übernehmen wir auch den Moderatorenpart und vermitteln zwischen den jeweiligen Spezialisten.

Was uns dafür qualifiziert? Wir sind seit jeher gewohnt, Design in einen interdisziplinären Kontext zu bringen und im Hinblick auf verschiedene Anforderungen zu optimieren. Diese interdisziplinäre Arbeit, in der viele Spezialisten am Rande ihres Fachgebiets ihr Wissen einbringen, um ein möglichst optimales Produkt zu entwickeln, macht diese Branche für Ingenieure und Designer so außerordentlich spannend.

Die Ansicht des VDI teile ich in vollem Maße. Denn auch uns Designern bietet die Medizintechnik ein interessantes, herausforderndes und kreatives Spektrum. Mit Beginn der Regulierung der Usability vor rund zehn Jahren – einem der einflussreichsten Trends in der Medizintechnik – hat unser Anteil beim Produktentwicklungsprozess noch einmal eine besondere Rolle angenommen. Denn diese rückt den User und seine speziellen Bedürfnisse in den Blickpunkt.

Und genau diese Anforderungen können durch Designer gelöst werden. Denn wir wollen ein Produkt nicht einfach nur schöner, sondern vor allem besser machen. Die Norm-Anforderungen, beispielsweise nach ISO 9241 oder 92366, sehen wir als Chance, ein medizintechnisches Gerät so zu entwickeln, dass es vom Anwender auf Anhieb verstanden wird. Nur dann ist es ein gutes Produkt. Und genau das ist der Schlüssel zu weiterem Erfolg für die Medizintechnik-Branche.

Wie werden uns diese und weitere Trends in der Medizintechnik weiter beschäftigen? Interessante Einblicke erhalten Sie in diesem Beitrag: Technologie Trends in der Medizintechnik

Freuen Sie sich jetzt schon auf weitere Neuigkeiten dazu, denn in Kürze erscheint das Update des Medical Trend Reports – mit neuen Trends, interessanten Entwicklungen und vielen Interviews mit Experten der Branche.

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